Die Erdbeersaison kommt in unserer Region nun bald zu ihrem Höhepunkt. Kaum eine Frucht ist bei den Verbrauchern so beliebt wie die Erdbeere. Das liegt in erster Linie natürlich am Geschmack, aber die Erdbeere enthält auch viele Vitamine und Mineralien. Seit einigen Wochen schon bieten die Landwirte im Feld an ihren Verkaufsständen den Verbrauchern die roten Früchte wieder zum Kauf an. Die Ware kommt vorwiegend aus dem geschützten Anbau in Folienzelten. Bis zum Anfang dieses Jahrhunderts war der Anbau im Freiland nicht nur bei uns an der Bergstraße Standard. Seitdem hat sich im erwerbsmäßigen Anbau immer mehr die Pflanzung in begehbaren Folienzelten durchgesetzt.
Die Erntezeit von einmal tragenden Erdbeersorten beträgt ca. vier bis sechs Wochen. In den 1980-er Jahren begannen die Landwirte damit die Erdbeer-Saison zu verlängern. Zum einen durch die Auswahl von früh- bis spätreifenden Erdbeersorten, zum anderen über die Kulturführung. So verfrühte man durch die Abdeckung mit Flachfolie einen Teil des Bestandes, was aber anfangs aufgrund mangelnder Erfahrung mit dieser Kulturmethode zu Qualitäts- und Ertragseinbußen führte. Eine Ernteverspätung wurde durch die sogenannte Terminkultur erreicht, bei der gekühlte Erdbeerjungpflanzen zu verschiedenen Zeiten im Frühjahr und Sommer gepflanzt und noch im Pflanzjahr beerntet werden. Weitere Verspätungsmaßnahmen sind die Verwendung von remontierenden Erdbeersorten und die Abdeckung der Pflanzen im Frühjahr vor dem Austrieb mit Stroh, so dass sie sich aufgrund Lichtmangels erst etwas später entwickeln können. Des Weiteren hat sich bei den Erdbeeren der Anbau auf Dämmen bewährt. So wird bestimmten Schaderregern vorgebeugt, auf einen Einsatz von Herbiziden kann fast gänzlich verzichtet werden, die Düngung und Bewässerung ist gezielter zu steuern und nicht zuletzt wird auch die Erntearbeit erleichtert.
Die Erdbeere ist eine ausdauernde, krautartig wachsende Rosettenpflanze, die durch das Dickenwachstum in Spross und Wurzeln verholzt und so mehrere Jahre überdauern kann. Da der Spross pro Jahr nur wenige Millimeter wächst, ist er stark gestaucht und erhebt sich nur wenig über dem Erdboden. Seine Basis bildet das unterirdische Rhizom, an dem sich Wurzeln bilden und in dem zum Winter Reservestoffe eingelagert werden. Darüber sind spiralförmig die Blätter angeordnet. An den etwas tiefer liegenden Blattachselknospen unterhalb der Sprossspitze entwickeln sich mit ansteigenden Temperaturen im Frühsommer die Ausläufer bzw. Ranken. Mit Beginn des Spätsommers reduziert der Spross sein Wachstum und die Blattachselknospen bilden anstelle der Ausläufer jetzt Seitenkronen, die zu einem dichteren Aufbau der Pflanze führen. Wer seine Erdbeeren zwei oder mehrere Jahre beernten will, mäht im Sommer die alten Blätter ab und sollte zudem im darauffolgenden zeitigen Frühjahr seine Erdbeeren verjüngen, damit die Pflanzen wieder gesunde und große Früchte entwickeln. Dazu werden von den erwähnten Seitenkronen nur drei bis vier belassen, alle anderen bricht man aus. Es ist eine etwas mühselige Arbeit, die sich bei der Ernte aber auszahlt. Lässt man die Pflanzen so, wie sie gewachsen sind, bekommt man viele, aber recht kleine Früchte. Wer einen gleichmäßigen Bestand haben will, sollte seine Erdbeerkultur höchstens zwei Jahre stehen lassen, um Fehlstellen im Bestand zu vermeiden, die durch verschiedene Faktoren von Bodenmüdigkeit, aber auch tierische und pilzliche Schaderreger verursacht werden. Daher ist ein Flächenwechsel nach zwei Jahren sinnvoll.
Auspflanzen kann man die Erdbeeren ab Ende März als gefrorene Pflanzen, die noch keine grünen Blätter haben, sondern nur den Spross mit Wurzeln. An diesen Pflanzen kann man noch im gleichen Jahr Erdbeeren ernten, wenn man die Blüten nicht entfernt. Wer dagegen auf eine kräftige Pflanze wert legt, die erst im nächsten Jahr voll im Ertrag stehen soll, ist gut beraten, an diesen Pflanzen regelmäßig die Ausläufer und Blütenstände zu entfernen. Früher war es üblich, dass man im Juli von den Erdbeerpflanzen, die im Frühsommer beerntet wurden, gut bewurzelte Ausläufer abgenommen hat und auf einer neuen Fläche auspflanzte. Bei trockenem und heißem Wetter müssen die Ausläufer in der Anwachsphase während der ersten Woche nach der Pflanzung gut beregnet werden, um die Transpiration über die Blätter zu reduzieren. Ein mehrmaliges Beregnen am Tag in kurzen Intervallen ist dabei sinnvoller als einmalige große Wassergaben. Nicht so bewässerungsintensiv ist die Pflanzung, wenn man für diesen Zeitraum von einem Vermehrungsbetrieb bereits getopfte Grünpflanzen bezieht. Grünpflanzen sollten im Freiland deshalb bis Ende Juli gepflanzt werden, damit sie sich noch gut bestocken und die Blütenanlage für einen guten Ertrag im nächsten Jahr ausbilden können. Weil die Kultursorten der Erdbeere mischerbig sind, ist eine sortenreine Vermehrung über Samen nicht möglich. Diese Vermehrungsform wird daher nur im Rahmen der Züchtung genutzt.
Bis zum Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts bauten im Feld viele Dossenheimer Familien auf ihren Äckern noch für sich selbst Obst, Gemüse und Kartoffeln an. Was über den Eigenbedarf hinaus produziert worden war, lieferte man bei der örtlichen Markthalle an. Gerade im Mai und Juni, als Erdbeeren, Johannisbeeren und die Kirschen zur Ernte anstanden, ging es bei Tagesanbruch hinaus ins Feld, damit die geernteten Früchte bis zum späten Vormittag bei der Markthalle angeliefert und von den dort wartenden Händlern ersteigert und noch am gleichen Tag zu ihren Zielorten weitertransportiert werden konnten. Gegen Ende der Erntesaison, etwa bei den Erdbeeren, als die Früchte kleiner wurden und direkt unterhalb des Kelches einen glatten und glänzenden Hals gebildet hatten, kamen die Früchte dann nach Hause. Jetzt waren sie geschmacklich am besten und wurden dann nach den langen Arbeitstagen abends in der heimischen Küche zu Marmelade verarbeitet oder in Weckgläser eingekocht. So konnten die Familien das gesamte Winterhalbjahr fast bis zum Beginn der Erntezeit im nächsten Jahr eigenes Obst essen.
Text: K. Schlechter und W. Schröder