Herbstzeit ist Erntezeit - Das Gute liegt so nah
Am Erntedanksonntag, dem 6. Oktober 2024, laden die Landfrauen und der Obst- und Gartenbauverein zu einem kleinen Erntedankfest in die Scheune des Heimatmuseums ein. Dort bieten wir Speisen an, die im Herbst auch in Dossenheimer Familien traditionell gegessen wurden, als sich die Menschen auf dem Land noch größtenteils mit Lebensmitteln vom eigenen Feld oder aus dem eigenen Garten versorgten.
Obst und Gemüse kommen heutzutage meist aus dem Supermarkt. Was dort zu kaufen ist, wird aus weit entfernten Ländern nach Deutschland eingeflogen und ist saisonal unabhängig oft das ganze Jahr über verfügbar. Und verhältnismäßig billig sind die Früchte auch noch. Warum sollte es dann ein Problem sein, wenn bei uns durch Spätfröste die Blüten an den Obstbäumen erfrieren und für Totalausfälle bei der Ernte sorgen? Oder wenn starke und anhaltende Regenfälle das Getreide für Backwaren unbrauchbar machen? Noch vor rund 60 Jahren war es undenkbar, zu jeder Jahreszeit alle Lebensmittel kaufen zu können. Die Menschen mussten die Feldfrüchte so verarbeiten, dass sie über mehrere Monate haltbar waren. Kühl- oder Gefrierschränke waren damals auch noch nicht in jeder Familie selbstverständlich. So wurde das Obst wie Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren oder Zwetschgen für den Frühstückstisch zu Marmelade verkocht. Das Zwetschgenmus wurde zudem für die beliebten „Linzer Torten“ zur Weihnachtszeit benötigt. Wer das Obst in großen Stücken wollte, weckte es in Gläser ein, die durch Erhitzen luftdicht verschlossen wurden. Auf diese Weise wurden gerne Erdbeeren, Kirschen, Zwetschgen und Birnen verarbeitet. Aber auch Gemüse wie saure Gurken, Bohnen oder eine Mischung aus verschiedenen Gemüsesorten (Mixed Pickles) machte man haltbar und ließ sie sich dann in den Wintermonaten etwa als Bohnensalat mit Bratkartoffeln schmecken. Johannisbeeren oder Kirschen wurden in Weck-Flaschen gerne zu Saft oder Sirup eingekocht und die Flaschen mit einer Gummikappe verschlossen. Zum Trinken wurde der Saft mit Wasser verdünnt.
Eine andere Form, Lebensmittel haltbar zu machen, war das Trocknen oder Einlegen in Salz. Bei diesen beiden Methoden wird den Lebensmitteln das Wasser entzogen, das Voraussetzung für die Bildung von Fäulnisbakterien und Schimmel ist. Getrocknet und als Dörrobst verwendet wurden bei uns hauptsächlich Äpfel, Birnen, Zwetschgen und Mirabellen. Das Konservieren mit Salz wurde bei der Herstellung von Sauerkraut, sauren Bohnen aber auch Fleisch angewendet. Um zuverlässig zu wirken, muss das Salz die Lebensmittel vollständig und gleichmäßig durchdringen. Feldfrüchte, die keine speziellen Konservierungsmethoden benötigten, wurden nach der Ernte an einem kühlen und dunklen Ort gelagert. Idealerweise war das der Keller. Wem dieser nicht ausreichte, legte außerhalb des Hauses eine Erdmiete an. Dazu grub man an einer etwas geschützten Stelle im Garten ein entsprechend großes und tiefes Erdloch und stellte das Gemüse in Kisten oder anderen luftdurchlässigen Behältern dort hinein. Das Loch deckte man mit einem Holzdeckel oder einer anderen Platte gut ab und legte zum Schutz gegen Frost Stroh darauf. Für diese Art der Lagerung eigneten sich Wurzelgemüse, wie Sellerie oder Möhren sowie Kohl und bedingt auch Kartoffeln wegen ihrer Frostempfindlichkeit. Das Gemüse war auch regelmäßig auf Fäulnis, ungebetenen Besuch von hungrigen Nagetieren und bei Schneeschmelze auf eingedrungenes Wasser zu kontrollieren.
Die Traubenlese
Die Weintraubenlese war stets einer der Höhepunkte zum Ende des Erntejahres. Der Name der Jahreszeit stand auch Pate für die in der Region gebräuchliche Bezeichnung der Traubenernte, das „Herbsten“. Die Bauern besaßen meistens kleinere Weinberge und bauten den Wein für den Eigenverbrauch an. Wer mehrere „Wingert“ hatte und nicht alles selbst verwerten konnte, brachte einen Teil der Trauben zur Winzergenossenschaft nach Schriesheim. Der Vorteil der kleinparzellierten und oftmals über der Gemarkung verteilten Grundstücke lag für die Bauern darin, dass bei einem lokalen Hagelunwetter meist nicht die gesamte Ernte vernichtet oder in ihrer Qualität beeinträchtigt war. Die Tage vor der Lese waren für die Landwirte ein Geduldspiel. Bleibt es sonnig und trocken, damit wir einen guten Jahrgang bekommen oder ist noch mit viel Niederschlag zu rechnen? Letzteres würde zu mehr faulen Beeren führen. Um den Reifegrad und somit den perfekten Erntezeitpunkt zu bestimmen, wurden die Trauben genau unter die Lupe genommen. Waren der Stiel verholzt und die Kerne braun, konnte mit der Lese begonnen werden. Am Tag der Ernte fanden sich außer den Familienangehörigen auch Freunde und Bekannte schon frühmorgens am Weinberg zum Helfen ein. Geerntet wurde von Hand mit der Rebschere. Zur Steigerung der Qualität wurden an den Henkeln gleich die faulen Beeren entfernt bevor sie in Eimer gelegt wurden. Die kräftigeren Männer holten dann die vollen Eimer bei den Lesenden ab und brachten gleichzeitig wieder einen leeren Eimer mit. Sie kippten die Trauben aus den Eimern in Kisten oder Bottiche. In steilen Weinberglagen, die nicht befahrbar waren, trugen die Männer die Trauben in Butten auf dem Rücken aus dem Weinberg zum Fuhrwerk, das an der Straße stand. Dort leerten sie den Inhalt in Bottiche auf dem Anhänger.
Zu Hause stand dann bereits die Kelter zum Auspressen der Maische im Hof. Immer wieder wurde ein Trinkglas unter den Auslauf der Kelter gehalten, um von dem frischen Traubensaft zu probieren. Wenn dann der Saft ausgepresst war und die Menge an gepresstem Traubensaft zu gering erschien, wurde ein zweiter Abdruck gekeltert. Dazu wurde die Trommel der Kelter wieder gelockert, die Pressrückstände, der Trester, aufgekratzt und dann wurden zwei bis drei Eimer Wasser darüber geschüttet. Jetzt wurde die Trommel wieder angezogen und der gesamte Inhalt nochmals ausgepresst. Und schon konnte man sich über weitere 20 bis 30 Liter Haustrunk freuen. Anschließend wurde der Most mit Eimern in den Keller getragen und in die dort bereitstehenden, geputzten Holzfässer gefüllt. Der Trester, also die zurückbleibenden Schalen und Kerne der ausgepressten Trauben, kam als organischer Dünger wieder zurück auf die Felder bzw. den Weinberg.
Zur schnelleren Gärung und um das Aroma der Traubensorten besser zur Geltung zu bringen, wurde dem Most Hefe zugesetzt. Als Überdruckventil kam die Gärpfeife auf das Weinfass. Nach Beendigung des Gärprozesses wurde der Wein wieder aus dem Fass abgelassen, um es von der Hefe zu säubern. Anschließend wurde das Fass geschwefelt und der Wein wieder eingefüllt. Der Schwefel erhöhte die Lagerfähigkeit des Weins. Besonders wenn viele faule Trauben mitverarbeitet wurden, war Schwefel wichtig. Letztendlich war bei vielen Weinen auch die „Frankenthaler Sonne“, eine ehemalige Zuckerfabrik, unverzichtbar, um dem Rebensaft die gewünschte Süße zu verleihen.
Da die Weine, wie oben erwähnt, für den Eigenbedarf produziert wurden, hatte jeder Landwirt seine eigenen Vorlieben und Methoden. Mit schön verzierten Steingutkrügen wurde der Wein meist zu speziellen Anlässen aus dem Keller geholt. Gemäß dem Motto „Wie mundet fein der Wein aus Stein“.
„Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln“
Die Feldfrucht, deren Ernte man typischerweise mit dem Herbst verbindet, ist die Kartoffel. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war eine gute Kartoffelernte sehr wichtig für die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung. Fiel die Kartoffelernte klein aus, stiegen auch die Getreidepreise und das Grundnahrungsmittel Brot wurde teurer. Für große Teile der Bevölkerung, insbesondere in den Städten, bedeutete dies, dass das Essen knapp wurde. Gefährdet war die Kartoffelernte zum einen durch die Witterung und zum anderen durch den Kartoffelkäfer. Dieser Schädling konnte in kurzer Zeit durch Kahlfraß riesige Flächen vernichten. Er hatte keine natürlichen Feinde und entsprechende Pflanzenschutzmittel gab es noch nicht. Mitte der Dreißigerjahre des vorigen Jahrhunderts wurde deshalb in Deutschland der sogenannte Kartoffel-Abwehrdienst gegründet. Unter dem Motto „Sei ein Kämpfer, sei kein Schläfer, acht’ auf den Kartoffelkäfer“ wurden in den Gemeinden Suchtrupps aus Schulkindern und Arbeitslosen gebildet. Diese hatten sich an bestimmten Tagen auf dem Dorfplatz einzufinden, wo sie von den Feldschützen in Empfang genommen wurden. Dann ging es zu den Kartoffelfeldern, die nach den Käfern und ihren Larven abzusuchen waren. Später, in den Kriegsjahren, fürchtete jedes Land, dass der Feind durch den Abwurf von Kartoffelkäfern aus Flugzeugen über dem eigenen Territorium die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung gefährden könnte.
Bis in die Siebzigerjahre des vorigen Jahrhunderts wurden die Kartoffeln in der Regel im September und Oktober geerntet, wenn das Laub abgestorben war. Der Anbau von Frühkartoffeln, die deutlich schneller reifen und schon im Juni geerntet werden können, war noch unbekannt. Das Laub wurde von Hand ausgerissen oder mit der Sense abgemäht und die Kartoffeln von den Erntenden mit einer speziellen Hacke, dem Kartoffelkratzer, aus dem Boden geholt. Die fortschrittlicheren Bauern erledigten diese Arbeit mit einem Pflug oder einer Kartoffelschleuder mit Schar und Schleuderradstern. Die Ernte war mühsam und es wurden viele Helfer benötigt, auch die Kinder mussten mit anpacken. Daher hießen die Herbstferien früher – wie in Rheinland-Pfalz noch heute – Kartoffelferien. Man sammelte die Knollen von Hand ein, entfernte dabei größtenteils die anhaftende Erde und legte die größeren und gesunden Exemplare in einen grobmaschigen Drahtkorb. Die kleinen oder von der Schleuder bzw. dem Pflug beschädigten Kartoffeln legte man zunächst auf Häufchen beiseite. Wenn der Drahtkorb voll war oder zum Tragen zu schwer wurde, kamen die Kartoffeln in Säcke oder Kisten. Zu Hause kamen die Knollen dann in den Keller. Üblich waren zu dieser Zeit noch Keller mit Lehmboden, was der Haltbarkeit der Kartoffeln zugutekam. Auch die zunächst zur Seite gelegten kleinen und beschädigten Kartoffeln wurden noch verwertet. Sie nannte man „Saikadoffel“, da sie an die Schweine verfüttert wurden. War die Ernte gut und im Frühjahr noch genügend Kartoffeln im Keller, fanden sie als Pflanz- bzw. Mutterkartoffeln Verwendung.
Auch kommt die Kartoffel gerne in Redensarten vor. Wer kennt nicht „Die dümmsten Bauern ernten die dicksten Kartoffeln“ oder „Für jemanden die Kartoffeln aus dem Feuer holen“. Eine andere Redensart geht auf eine Karikatur zurück, in der Soldaten in einem Kartoffelfeld zu sehen sind. Erst bekommen sie den Befehl, sich zwischen den Kartoffelpflanzen zu verstecken. Bald darauf kommt die Anordnung zum Rückzug. Na, schon eine Idee, welche Redensart mit Kartoffeln, daraus hervorgegangen ist? Ein Tipp: Sie kommt in diesem Bericht vor.
Sauerkraut
Wenn im Herbst die Kartoffeln geerntet waren, wurden auch bald die Krautköpfe vom Feld nach Hause geholt. Viele Familien im Ort machten früher eigenes Sauerkraut. Bevor sie dies aber in den Ständern (in unserer Region werden die Tontöpfe bzw. Stellgefäße zum Einlegen von Speisen in einer Salzlake, als Ständer bezeichnet) einmachen konnten, mussten die KrautschneiderInnen ins Haus oder auf den Hof kommen. Das waren Frauen und Männer im Ort, die das Weißkraut oder Spitzkraut kleinschnitten. Hierzu entfernten sie zunächst bei jedem Krautkopf den Strunk mit dem Krautbohrer – einem scharfen halbrund gebogenen und breitem Messer mit einem festen Stiel. Danach wurden die Krautköpfe auf den Krauthobel gelegt. Der Krauthobel war ein Rahmen, in dem scharfe, feststehende Messer befestigt waren. Darüber war ein Kasten angebracht, in den die Krautköpfe gelegt und über den Messern zum Schneiden hin- und hergeschoben wurden. Die Krauthobel legten die Helfenden auf Blechwannen oder Waschzuber. Damit das geschnittene Kraut in der Wanne oder dem Zuber keine fremden Gerüche annehmen konnte, wurden die Behältnisse oftmals mit einem weißen Laken ausgelegt. Jetzt konnten die Krautköpfe mit dem Krauthobel in schöne, nicht zu feine, aber auch nicht zu grobe und möglichst lange Streifen geschnitten werden.
Und endlich: Das Kraut wurde in den Keller gebracht , wo schon der gereinigte Ständer wartete. Manche Familien legten den Boden des Ständers zuerst mit Krautblättern aus, andere legten das frisch geschnittene Kraut direkt auf den Tonboden. Nun kam die erste etwa 30 cm hohe Schicht Kraut in den Ständer. Diese wurde gleichmäßig über die Fläche verteilt und mit Salz und ein wenig Zucker bestreut. Das Salz entzieht dem Kohl einerseits das Wasser und andererseits konservierte es das Kraut bis zum Einsetzen der Milchsäuregärung.
Nun war Muskelkraft gefragt. Das Kraut wurde mit den Fäusten so lange gestampft, bis sich keine Luft mehr zwischen den Krautstreifen befand und die Masse komplett mit dem ausgepressten Saft bzw. der Salzlake bedeckt war. Dieses sauerstofffreie Umfeld um das Kraut ermöglicht die Milchsäuregärung und verhindert die Bildung von Fäulnisbakterien. So wurde der Ständer schichtweise befüllt, maximal bis kurz unterhalb der Oberkante oder eben bis alles Kraut im Ständer war. Wichtig war, das Kraut ganz mit der Salzlake zu bedecken. Obenauf kamen ein Leinentuch und Holzbrettchen, die mit Steinen oder anderen Gewichten beschwert wurden, damit sich das Kraut nicht über die Salzlake drücken konnte. Drei bis vier Wochen später konnte dann das Sauerkraut zum Genießen aus dem Ständer entnommen werden.
Bis dahin galt es aber, immer wieder Hand anzulegen. Während des Gärprozesses, der Fermentierung, war das Kraut regelmäßig darauf zu kontrollieren, ob man es abwaschen musste. Beim Gären entsteht nämlich durch Mikroorganismen auf dem Kraut eine weiße Kahmschicht, die immer wieder zu entfernen ist. Dazu wurden das beschwerende Gewicht, die Holzbrettchen und das Leinentuch entfernt und gründlich mit Wasser abgewaschen. Die weißliche Schicht auf dem Inhalt des Ständers wurde abgehoben und entfernt. Danach deckte man wieder alles sorgfältig ab. Bei Bedarf wurde abgekochtes, erkaltetes Wasser nachgegossen. Wurde diese Arbeit nicht regelmäßig gemacht, konnte es passieren, dass die Schicht auf dem Kraut nicht weiß, sondern grünlich wurde. Dies war dann kein Kahm mehr, sondern Schimmel und das Sauerkraut somit ungenießbar. Gerade in der Anfangsphase der Gärung bildet sich bei zu hoher Raumtemperatur gerne dieser Schimmel auf dem Kraut. Aus diesem Grund wurde das Sauerkraut auch im Keller in die Ständer eingelegt; dort war der kühlste Ort im Haus.
Mit dem selbstgemachten Sauerkraut hatte man ein gesundes Lebensmittel hergestellt. Es enthielt viele Vitamine, Mineralstoffe und auch Bakterien, die sich positiv auf die Darmgesundheit auswirken.
Der Wirt des Gasthauses „Badischer Hof“ servierte in den Fünfziger- und Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts seinen Gästen Schnitzel mit Sauerkraut. Die Gaststätte befand sich in der Hauptstraße etwas unterhalb der evangelischen Kirche. Damals trafen sich dort auch die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr Dossenheim zu Versammlungen. Sie übernahmen dieses Essen und bewirten bis heute damit nach der jährlichen Hauptübung traditionell die eigenen Feuerwehrfrauen und -männer und die als Übungsbeobachter anwesenden Feuerwehrangehörigen aus den benachbarten Wehren. Alle freuen sich immer wieder auf dieses schmackhafte Gericht. Probieren Sie es doch selbst mal aus.
An dieser Stelle möchte wir uns einfach einmal herzlich bei allen Dossenheimer Feuerwehrfrauen und -männern für ihren wertvollen Dienst für die Allgemeinheit und für unser aller Sicherheit bedanken.
Erntedank in Dossenheim - Einst und heute
Am Sonntag, dem 06. Oktober 2024, feiern die Dossenheimer Kirchengemeinden das Erntedankfest. In früheren Zeiten brachten die hiesigen landwirtschaftlichen Betriebe zu Erntedank einen kleinen Teil ihrer Feldfrüchte zu ihrer Kirche. Mit diesen Früchten wurde für den Erntedankgottesdienst der Altar geschmückt. Die Bauern stellten die Gaben bewusst und gerne bereit, denn die Freude und Dankbarkeit über eine gute Ernte lösten bei ihnen die Sorge um das Gedeihen ihrer Kulturen ab. Mit voller Inbrunst wurde im Gottesdienst das ursprüngliche Bauernlied „Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land“ gesungen. In ländlichen Gegenden schloss sich dem Gottesdienst eine Erntefeier mit Musik und Tanz an. Nach dem Erntedanksonntag bekamen hilfsbedürftige Menschen die für den Erntedankaltar gespendeten Gaben.
Und heute? Nur noch wenige Menschen kennen dieses Fest bzw. begehen es aktiv oder bringen Feldfrüchte und andere Lebensmittel zur Kirche. Da wir nur noch einen relativ kleinen Prozentsatz unserer eigenen Kaufkraft für Lebensmittel aufbringen müssen und zudem bei Obst und Gemüse durch Importe aus aller Herren Länder die Beschränkung auf saisonale Angebote aufgehoben ist, hat bei vielen Menschen die Wertschätzung für Lebensmittel abgenommen.
Erntefeste gab es in der bäuerlichen Bevölkerung schon immer. Im Christentum entwickelten sich daraus Erntedankfeiern, ohne festen kalendarischen Termin. Ein Erlass von Friedrich II. von Preußen aus dem Jahre 1773 legte das Erntedankfest in der evangelischen Kirche auf den ersten Sonntag nach dem Michaelistag (29. September). Für die katholische Kirche hat die Deutsche Bischofskonferenz 1972 den ersten Sonntag im Oktober für Erntedankgottesdienste festgelegt, wenn auch nicht verpflichtend. Auch in der evangelischen Kirche wird heutzutage Erntedank in der Regel am ersten Sonntag im Oktober gefeiert.
In manchen Regionen Deutschlands fertigen die Bauern wie früher zu Erntedank immer noch eine Erntekrone. Ein kronenähnliches Gestell aus Metall oder Holz wird mit Getreideähren umwickelt und mit Blumen und bunten Bändern geschmückt. Die vier Arme der Krone stehen symbolisch für Sorge, Hoffnung, Freude und Dankbarkeit, jeweils im Kontext von Aussaat, Ernte und Erntedank. Der Kranz, der die Arme verbindet, steht für den Zusammenhalt der Gemeinschaft. Auch die Farben der Bänder besitzen eine Symbolik: Rot symbolisiert die reifen Früchte, Grün steht für die Farbe der Blätter, Gelb für das reife Getreide und die Sonne, Blau symbolisiert das Wasser und den Himmel und Braun Brot und Erde. Das goldene Band steht für die Kirchenglocke, die den Erntedanksonntag einläutet. Die Krone erinnert daran, wie Landwirte täglich hart arbeiten, um die Bevölkerung mit Lebensmitteln zu versorgen. Ihre Arbeit trägt zudem maßgeblich zur lokalen Wertschöpfung und damit zur Lebensqualität im ländlichen Raum bei. Besondere Herausforderungen, wie Überschwemmungen oder Hitzeperioden, zeigen, wie kostbar und alles andere als selbstverständlich die Gaben der Erde sind.
Text: Werner Schröder
Pressemeldungen
Gemeindenachrichten Nr. 41, 11. Oktober 2024
Volldampf für die Dampfnudel
Wer sie mit Kruste genießen wollte, benötigte etwas Geduld, denn 15 Minuten müssen Dampfnudelteiglinge dafür nun einmal in der Pfanne bruzeln. Da sich kaum einer der zahlreichen Besuchenden des gemeinsamen Erntedankfests von Obst- und Gartenbauverein und Landfrauen diese Leckerei entgehen lassen wollte, waren in der schmalen Küche der Museumsscheuer am Ende sogar drei Pfannen gleichzeitig im Einsatz.
Text: Alexa Feuchtenberger
Gemeindenachrichten Nr. 39, 27. September 2024
Erntedank in Dossenheim - Einst und heute
Am Sonntag, dem 06. Oktober 2024, feiern die Dossenheimer Kirchengemeinden das Erntedankfest. In früheren Zeiten brachten die hiesigen landwirtschaftlichen Betriebe zu Erntedank einen kleinen Teil ihrer Feldfrüchte zu ihrer Kirche. Mit diesen Früchten wurde für den Erntedankgottesdienst der Altar geschmückt.
Text: Werner Schröder
Gemeindenachrichten Nr. 38, 20. September 2024
Sauerkraut
Wenn im Herbst die Kartoffeln geerntet waren, wurden auch bald die Krautköpfe vom Feld nach Hause geholt. Viele Familien im Ort machten früher eigenes Sauerkraut. Bevor sie dies aber in den Ständern einmachen konnten, mussten die Krautschneider ins Haus oder auf den Hof kommen. Das waren Frauen und Männer im Ort, die das Weißkraut oder Spitzkraut kleinschnitten.
Text: Werner Schröder
Gemeindenachrichten Nr. 37, 13. September 2024
"Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln"
Die Feldfrucht, deren Ernte man typischerweise mit dem Herbst verbindet, ist die Kartoffel. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war eine gute Kartoffelernte sehr wichtig für die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung. Fiel die Kartoffelernte klein aus, stiegen auch die Getreidepreise und das Grundnahrungsmittel Brot wurde teurer.
Text: Werner Schröder
Gemeindenachrichten Nr. 36, 06. September 2024
Die Traubenlese
Die Weintraubenlese war stehts einer der Höhepunkte zum Ende des Erntejahres. Der Name der Jahreszeit stand auch Pate für die in der Region gebräuchliche Bezeichung der Traubenernte "Herbsten". Die Bauern besaßen meistens kleinere Weinberge und bauten den Wein für den Eigenverbrauch an. Wer mehrer "Wingerte" hatte und nicht alles selbst verwerten konnte, brachte einen Teil der Trauben zur Winzergenossenschaft nach Schriesheim.
Text: Werner Schröder
Gemeindenachrichten Nr. 35, 30. August 2024
Herbstzeit ist Erntezeit – Das Gute liegt so nah
Obst und Gemüse kommen heutzutage meist aus dem Supermarkt. Was dort zu kaufenist, wird aus weit entfernten Ländern nach Deutschland eingeflogen und ist saisonal unabhänig oft das ganze Jahr über verfügbar. Und verhältnismäßig billig sind die Früchte auch noch. Warum sollte es dann ein Problem sein, wenn bei uns durch Spätfrost die Blüten an den Obstbäumen erfrieren und für Totalausfälle bei der Ernte sorgen?
Text: Werner Schröder